auf ein wort . . .

 

 

besinnliches                                nachdenkliches


"Ein Sterbender an seinen Begleiter"
 

1. Lass nicht zu, dass ich in den letzten Augenblicken ent-würdigt werde.

2. Bleibe bei mir, wenn mich jetzt Zorn, Angst, Traurigkeit und Verzweiflung heimsuchen.

3. Denke dann nicht, wenn es soweit ist und du hier ratlos an meinem Bett sitzt, dass ich tot sei. Ich höre alles, was du sagst, auch wenn ich schweige und meine Augen gebrochen scheinen. Drum sag jetzt nicht irgendwas, sondern das Richtige. So vieles, fast alles ist jetzt nicht mehr wichtig.

4. Das Richtige, was du mir jetzt sagen möchtest, wenn ich dich auch nicht mehr darum bitten kann, wäre zum ersten das, was es mir nicht schwer, sondern leichter macht, mich zu trennen. Denn das muss ich. Sag mir, dass du das und das mit den Kindern vorhast und wie du dein Leben ohne mich einrichten wirst. Glaub nicht, es sei herzlos, das jetzt zu erörtern. Es macht mich freier.

5. Ich höre, obwohl ich schweigen muss und nun auch schweigen will. Halte meine Hand. Ich will es mit der Hand sagen. Wisch mir den Schweiß von der Stirn. Streich mir die Decke glatt. Bleib bei mir. Wir sind miteinander verbunden. Das ist das Sakrament des Sterbestands. Wenn nur noch die Zeichen sprechen können ..., so lass sie sprechen.

6. Morgen, wenn sie dich nicht mehr allein lassen mit mir, sorge dafür, dass der Ton dieser Stunde zwischen uns nicht verloren geht.

7. Lass mein Sterben dein Gewinn sein. Leb dein Leben fortan ein wenig bewusster als dein Leben vor dem Tod. Es wird schöner, reifer und tiefer, inniger und ein freudigeres Leben sein, als es zuvor war, vor meiner letzten Stunde.