Die architektonischen und künstlerischen Gesichtspunkte
    Die Schutzengelkirche in Schaffhausen wurde 1933/34 nach Plänen der Architekten Weiss & Schultheiß, Saarbrücken, als Langhaus-Basilika mit Bauhausfassade in gotisierendem Historismus errichtet. Durch die Verwendung von Bauhauselementen setzt sich die Schutzengelkirche deutlich vom Historismus ab.

 

    Die Hauptansicht zeichnet sich durch die Stufung der Bauteile aus. Den Mittelteil flankieren vortretende Eckrisalite die das Hauptschiff überragen. Die Seitenschiffe treten dahinter zurück. Den oberen Abschluss des Mittelteils bildet das ursprüngliche Glockengeschoss mit Kreuz und Wetterhahn. Die überstehenden flachen Pult- bzw. Satteldächer der Kirche unterstreichen die Wirkung der kubischen Bauformen.
       
    Außer dem angedeuteten Raumgefüge einer Basilika wurde auch in einzelnen Bauelementen auf mittelalterliche Bauformen zurückgegriffen, die aber auch bis auf ihre Grundformen reduziert sind. Das Hauptportal mit seinem Tympanon erinnert an gotische Stufenportale. Das große Rundfenster im Zentrum der Fassade kann auf die Fensterrosetten gotischer Kirchen zurückgeführt werden. Die beiden Eckrisalite erwecken den Eindruck einer doppeltürmigen Domfassade. Auf kleinteilige historisierende Bauzier wurde verzichtet, da die Architektur der Kirche durch die starke Ausdruckskraft der kubischen Bauformen wirkt.  
       
    Die dreischiffige, siebenjochige Basilika wird in den Seitenschiffen durch schmale, hohe Rechteckfenster belichtet. Der Fensterbereich über den Dächern der Seitenschiffe bezeichnet man als Obergaden. Die Obergadenfenster schließen halbrund.  
       
    Der Chorraum öffnet sich in der Breite zum Mittelschiff, nimmt dessen Höhe auf und schließt flach.

 

       
    Erst 1953/1954 wurde der 30 m hohe Glockenturm links vom Chorraum angebaut. Der Turm fügt sich gut in das Erscheinungsbild der Kirche ein, da im unteren Teil die schmalen Rechteckfenster der Seitenschiffe aufgegriffen werden. Die Schalläden der Glockenstube schließen halbrund wie die Obergadenfenster. Der Turm hat ein niedriges Pyramidendach das von einem 5 m hohen Turmkreuz, das in Kupfer eingekleidet ist, bekrönt wird.  
       

 

 
Bildergalerie

 

       
      Aus der Festschrift von 1934:
       
      Der Bau der Schutzengelkirche in Schaffhausen
      Die Pfarrei Wadgassen zählte beim Amtsantritt des gegenwärtigen Pfarrers im Jahre 1915 über 9000 Seelen in 4 Ortschaften. Die Selbständigmachung der beiden großen Filialen Hostenbach und Schaffhausen war eine unabweisbare Notwendigkeit. Hostenbach hatte seit vielen Jahren für eine Kirche gesammelt, die Baupläne wurden bald nach Kriegsbeginn genehmigt, der Bau durfte aber nicht begonnen werden. Das mühsam gesammelte Geld wurde ein Opfer der Inflation. Im Jahre 1918 bot sich Gelegenheit, einen Saal als Notkirche zu mieten, unsere heimkehrenden Krieger fanden ein zwar notdürftig, aber würdig eingerichtetes Gotteshaus und einen eigenen Seelsorger in Hostenbach vor. Diese viel gelästerte Notkirche war für Hostenbach ein heiliges Glück, denn ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, einige Jahre später eine schöne Kirche zu bauen und die Vikarie zur Pfarrei zu erheben.
      In Schaffhausen war anfangs wenig Neigung für einen Kirchenbau, der schöne und nicht allzu weite Weg nach Wadgassen schien vielen, und geraden den besten Schaffhausern, keine Last zu sein. Erst nach und nach brach sich die Überzeugung Bahn, dass ein Ort von nahezu 3 000 Seelen doch unbedingt eine Kirche und ein eigenes Pfarrsystem haben sollte. Das anfängliche Zögern verwandelte sich bei den meisten Schaffhausern in einen umso größeren Eifer.
      Es war schwierig, in Schaffhausen einen geeigneten Bauplatz zu finden, jeder vorgeschlagene Platz hatte sein Für und Wider. Die Lösung kam wie von selbst, als der gemeinnützige Bauverein die Siedlung auf Langgierst in Angriff nahm, in diesen Plan fügte sich die Kirche sehr schön ein, auf dem höchsten Punkt von Schaffhausen hat sie einen herrlichen Platz gefunden.
       
     
       
      Wenn so die Platzfrage zur fast allseitigen Zufriedenheit gelöst war, so schien eine Lösung der finanziellen Schwierigkeiten noch in weite Ferne gerückt. Aber auch da leuchtete uns, wie so oft, ein guter Stern. Just zur rechten Zeit verkaufte die Mutterpfarrei das Krankenhaus und stellte - neben anderen Zuschüssen - den ganzen Erlös für den Kirchenbau zur Verfügung. Einflussreiche Menschen verhalfen uns zu namhaften amtlichen und nichtamtlich Beihilfen. Und dann die Hauskollektion! an die kann man nur mit großer Freude denken. Wohl 40 Männer und Frauen zogen während dreier Monate Woche für Woche los, in jeder Pfarrei waren sie schriftlich und telefonisch angemeldet, die Kollekte von der Kanzel empfohlen, alle Beziehungen der Verwandtschaft, der Freundschaft und der Kameradschaft wurden ausgenützt, und so kam das wahrhaft glänzende Ergebnis von 50 000 Frs. Reingewinn heraus. Jetzt klappte auch der Finanzierungsplan, aufgebaut auf 300 000 Frs. Barkapital und 150 000 Frs. Anleihe. Im Juni 1933 wurden die Pläne der Architekten Weiss und Schultheis durch die Regierunskommission genehmigt, nachdem sie schon vorher die Genehmigung der Bischöflichen Behörde erhalten hatten, und nun ging es Schlag auf Schlag: am 10. Juni erster Spatenstich, am 10. September Grundsteinlegung, am 7. Oktober 1934 Einweihung und Einführung des ersten Seelsorger, Herrn Pastor Rommelfanger, bisher Kaplan in Wadgassen.
      Es ist eine Kirche geworden, eine Kirche, bei deren Bau die Bevölkerung nicht nur mit dem Geldbeutel, sonder auch mit dem Herzen beteiligt war. Unbeschreiblich groß war die Freude, ein solches Freudenfest war in Schaffhausen noch nicht gefeiert worden: Einweihung der Kirche und zugleich erste Kirmes.
      Wenn wir in der Ausstattung der Kirche etwas großzügig waren – man denke an die Fenster, Altar, Kommunionbank, Kanzel, Heizung u. a. – so hat da einesteils die Zweckmäßigkeit den Ausschlag gegeben – es sollte nichts erstellt werden, was nach ein paar Jahren wieder verschwinden musste – andererseits die Freigiebigkeit der Pfarrkinder, von denen viele reichlich, die meisten aber sehr gut gaben, im letzten Jahre wurden im ort Schaffhausen rund 75 000 Frs aufgebracht.
      Schon seit Langem regten sich fleißige Frauenhände, um auch die nötigen Paramente für die Kirche zu beschaffen, so entstanden Messgewänder, Alben, Altar- und Kommuniontücher, Messdienerkleider, kurz alles , was zum Gottesdienst benötigt wird, alles haben unsere fleißigen Mädchen selbst geschaffen.
      In den letzten Tagen vor der Einweihung herrschte ein Leben und Treiben in der Kirche und um die Kirche herum, wie es eben nur vor einem ganz großen Freudenfest herrschen kann, draußen arbeiteten zahlreiche Männer und Jungen, um Ordnung rund um die Kirche zu schaffen, andere errichteten Ehrenpforten, hissten Fahnen, schmückten die Straßen, drinnen in der Kirche putzten und schrubbten die Frauen und Mädchen, bis alles blitzblank war. Es war eine echte Volksgemeinschaft, die beste Vorbereitung für die kommende Pfarrfamilie.
       
     
       
      Ein großes Werk ist geschaffen: Schaffhausen die größte Filiale der Diözese Trier ohne Kirche, hat nun sein Gotteshaus, feierlich hat Christus der König seinen Einzug gehalten. Vieles bleibt noch zu tun es fehlt noch der Turm, nur ein Glöcklein ist da. Ein Pfarrhaus muss mit der Zeit gebaut werden, aber das alles wollen wir ruhig der Vorsehung Gottes und dem Eifer der Schaffhauser Katholiken überlassen, sie werden auch das noch schaffen. Vielen wackeren Menschen wäre zu danken, vielen, die in uneigennütziger Weise ihre Kraft, ihren Geldbeutel, ihre erfinderische Liebe in den Dienst der guten Sache gestellt haben, wir wollen keinen nennen, damit keiner vergessen wird, vor ihnen allen gilt das Wort der hl. Schrift: ihre Namen sind eingetragen im Buche des Lebens.
       
     
       
      Möge die Schutzengelkirche viel Segen stiften in Schaffhausen, mögen die hl. Schutzengel, ihre Patrone, sie in treue Hut nehmen!
       
      Die katholische Kirche in Schaffhausen
      Im Jahre 1932 beauftragte Herr Dechant Ludwig aus Wadgassen die Architekten BDA Weiss und Schultheis – Saarbrücken mit der Entwurfbearbeitung und Bauoberleitung zum Neubau einer Katholischen Kirche für die Gemeinde Schaffhausen – Saar. Die eingereichten Entwürfe fanden die Billigung der Kirchengemeinde und der Behörden und konnte nach Einholen der Genehmigungen des bischöflichen Generalvikariats in Trier, der Saarregierung in Saarbrücken und der örtlichen Baubehörde, mit dem Bauwerk im Juni 1933 begonnen werden.
       
     
       
      Das Baugelände liegt in der Nähe der Hauptstraße Wehrden - Schaffhausen – Wadgassen an einer kleineren Parallelstraße und verlangte die Disposition der Örtlichkeit auch eine Parallelstellung des Kirchenschiffes zu dieser Hauptstraße. Das Hauptportal wurde an der nördlichen Kopfseite des Kirchenbaues angeordnet, während der heute noch nicht ausgeführte Turm seitlich neben dem Chor anschließend an die Parallelstraße zu stehen kommen soll. Die Erd- Maurer- und Betonarbeiten lagen in den Händen der ortsansässigen Bauunternehmung M. Schneider. Die Fundamente wurden in Splittbeton, die Umfassungsmauern in Völklinger Schlackensteine ausgeführt. Die Ausmauerung der Seitenwände des Mittelschiffes erfolgte in Merziger Bimssteinen. Zur Herabminderung der Baukosten und zur Erzielung eines freien, durch Säulen beeinträchtigten Innenraums wurde als Konstruktion eine Stahlskelettbauweise gewählt und lag die Ausführung des Stahlskelettes in den Händen der Firma B. Seibert – Saarbrücken. Die Montage des Stahlskeletts erfolgte auf der Baustelle innerhalb 18 Tagen nach Fertigstellung der Fundamente.
       
     
       
      Wie vorerwähnt, wurden die üblichen Säulen zwischen Mittel- und Seitenschiffen fallen gelassen und durch zwei große, in der Längsrichtung der Kirche liegende Gitterträger von ca. 26 Meter Spannweite ersetzt, welche die Querbinder der Dachkonstruktion zu tragen haben. Diese Konstruktionsanordnung ließ den großen übersichtlichen Innenraum ermöglichen, was wesentlich zur Steigerung des Raumbildes beitrug. Die Decke über dem Mittelschiff wurde aus Akustischen Gründen als Holzdecke ausgeführt, während die Decken der Seitenschiffe und des Chores Rabitzgewölbe bilden. Bei der Gestaltung des Innenraums wurde mit voller Absicht auf die Verwendung überzähligen Beiwerks verzichtet. Der naturfarbige Putz der Wandflächen mit der darüber liegenden Braunen Holzdecke ergibt ein Stimmungsvolles Bild das außerordentlich günstig durch die meisterhaften Glasmalereien der Maier’schen Hofkunstanstalt München unterstützt wird. Auch bei der Ausbildung des Chores sind alle künstlichen Zierrate vermieden. An den beiden Seitenwänden desselben sind je fünf hochstrebende Vierkantsäulen angeordnet, zwischen denen ein goldenfarbiges Licht durch die Seitenfenster auf den Hauptaltar fällt, dessen Mensa aus schwarzem Marmor mit Neusilber – Tabernakel - Aufsatz und den Podeststufen aus gelbem Marmor, sich dem Gesamtbild würdig einfügt. Ebenso bilden Kommunionbank in schwarzgelbem Marmor mit Neusilber-Mitteltüre, sowie Kanzel mit Neusilberbrüstung im Innenraum Schmuckstücken, welche die Gesamtwirkung bestens unterstützen.
       
     
       
      Neben dem Chor liegt eine geräumige Sakristei, von der aus durch einen Verbindungsgang die Kanzel direkt zu betreten ist. Eine Krieger – Gedächtniskapelle wurde auf der rechten Seite des Haupteingangs angeordnet, während auf der linken Seite desselben sich der Treppenaufgang zu der geräumigen Empore befindet.
      Die Kirchenstühle in ihrer sachlichen ruhigen Form und dem dunklen Eichenholzton entsprechen dem übrigen Raumbild, Im ganzen sind ca. 600 Sitzplätze vorhanden und fasst die Kirche insgesamt etwa 900 Personen.
      Die Unterkonstruktion für den später zu erbauenden Turm ist bei dem Bauwerk bereits berücksichtigt und eingebaut.
      Das Außenbild der Kirche wird erst dann vollkommen erscheinen, wenn sowohl Turm als auch Pfarrhaus, das sich auf dem Grundstücksteil rechts neben dem Haupteingang an die Kirche anschließen soll, erstellt sind und wenn die Ausführung des Verputzes sowie gärtnerische Umrahmung fertig gestellt sind, obschon bereits heute die klaren sachlichen Umrisslinien des Bauwerkes die Bedeutung desselben erkennen lassen.
       

 

       
      Aus der Festschrift von 1974:
       
      Bau des Kirchturmes
      Wer von Kirchenrechner Schulz weiß, wie schwer es war, das Geld für den Bau der Schutzengelkirche aufzubringen, versteht, dass die Kirche zunächst ohne Turm gebaut wurde.
       
     
       
      Der Initiative von Pastor Feilen ist es zu verdanken, dass der Kirchenvorstand am 3. Mai 1953 beschloss, den Kirchturm bauen zu lassen. Auch hierbei stellten sich viele freiwillige Helfer mit Arbeit und Phantasie zur Verfügung. Architekt Emil Leidinger, Saarbrücken. Der nötige Stahl wurde von Stahlbau Seibert, Saarbrücken geliefert. 1 922 300 Franken. Mit dem Bau wurde die Firma Mergener, Schwalbach, beauftragt. Angebot: 3 220 091 Franken. Der Turm ist zirka 30 Meter hoch.
       
     
       

 

      Die Glocken
      Die erste Glocke wurde im Jahre 1934 gebraucht von der Pfarrei Büren - Itzbach im Kreis Saarlouis erworben und läutete bereits bei der Einsegnung der Kirche. Es handelte sich um eine Bronzeglocke von 1434 und war der Jungfrau Maria geweiht.
      Die zweite Glocke, dem hl. Antonius geweiht, stammt aus Überherrn. Sie wurde 1938 angeschafft.
      Die beiden Glocken hingen in der Glockenstube über der Empore.
      Für Pastor Feilen war es eine Selbstverständlichkeit, dass in den neuen Kirchturm auch neue Glocken kommen mussten. Der Kirchenvorstand  beschließt am 22. August 1954 drei, und am 10. Oktober 1954, vier Glocken bei der Firma Mabillon, Saarburg, gießen zu lassen.
      Da die alte Marienglocke aus sicherheitstechnischen Gründen nicht mehr zu läuten war, wurde ihr Bonzematerial in die neuen Glocken mit eingegossen.
Die Antoniusglocke wurde der Zivilgemeinde für die Friedhofskappelle geschenkt.
      Die Glocken erhielten am Sonntag, den 12. Dezember 1954, durch Dechant Strupp die kirchliche Weihe und haben folgende Prägung:

 

      Marienglocke „Jungfrau Mutter, erflehe uns Heil und Frieden"
        500 kg Ǿ 0,93 m Ton a
             
      Piusglocke „Hl. Pius erneuere in Christus Hirt und Herde"
        700 kg Ǿ 1,04 m Ton g
             
      Barbaraglocke „Hl. Barbara steh’ uns zur Seit’ in Lebensgefahr und Todesstreit"
        950 kg Ǿ 1,18 m Ton f
             
      Michaelglocke „Hl. Erzengel Michael, geleite sie zum Lichte"
      (Totenglocke) 1700 kg Ǿ 1,43 m Ton d

 

       
      Aus der Festschrift von 1974:
       
      Umbau des Altarraumes
      Der Kirchenvorstand kann beschlossene Projekte nur ausführen lassen, wenn die Bischöfliche Behörde ihre Zustimmung erteilt hat.
Der Beschluss des Kirchenvorstandes vom 28. Februar 1960, neben dem Ausbau des Kirchenvorplatzes auch den Umbau des Chorraumes zu genehmigen, wurde von der Bischöflichen Behörde mit Schreiben vom 23. März 1960 abgelehnt.
Für diese Ablehnung müssen wir heute danken. Denn dann wäre eine
Umgestaltung des Chorraumes erfolgt, die durch die Bestimmungen des II. Vatikanischen Konzils hätte wieder neu gestaltet werden müssen.
Nach vielen Beratungen im Kirchenvorstand, die schon im Dezember 1963 begannen und oft sehr stürmisch verliefen, nach Besprechungen mit dem Bistumsarchitekten Peitz, mit dem Bistumskonservator Dr. Ronig, mit dem Künstler Ernst Alt, Saarbrücken, mit den Architekten Schultheis und Arendt (Schultheis ist mit Weiss
der Architekt der Kirche) wurden die Pläne zum Umbau des Altarraumes von der Bischöflichen Behörde am 25. August 1967 genehmigt.
Um nicht im Winter bauen zu müssen, wurde der Baubeginn auf den 23. April 1968 festgelegt.

 

      Gedanken zur liturgischen und künstlerischen Neugestaltung
      Der Umbau und die Neugestaltung des Altarraumes in der Schaffhausener Kirche fiel in die Jahre großer kirchlicher Unsicherheit; zwar ist diese Unsicherheit bis heute noch nicht überwunden, aber den liturgischen und künstlerischen Fragen stehen wir nicht mehr ganz so hilflos gegenüber wie in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre. Nicht in der Kirche, sondern von "draußen" kam die Sehnsucht nach dem Fest und das Verlangen nach dem Bild. Es ist der Großzugigkeit und dem Verständnis von Pfarrer, Architekt und Gemeinde zu danken, dass in Schaffhausen kein widerrufbares Provisorium, wie leider damals und heute an vielen Kirchen, sondern eine festliche, ja klassische Lösung verwirklicht wurde, denn Qualität braucht Freiheit!
Damals, 1967/68, war die Liturgiereform noch jung, die Orte der heiligen Handlungen waren noch nicht festgelegt, die Bildfeindlichkeit regierte im kirchlichen Innenraum. Dazu kam die Schwierigkeit, einen vorhandenen, in einem völlig anderen Geist geschaffenen Raum neu und nicht modisch, festlich und doch klar zu gestalten.

Wie schon erwähnt, waren der Raum und die Architektur gegeben: eine Kirche, wie sie in den zwanziger und dreißiger Jahren gewünscht und gebaut wurde, kubisch und sachlich auf der einen, repräsentativ und theatralisch auf der anderen Seite. Nicht alles Nachteilige - so der hohe Treppenberg zum Altar - konnte aus baulichen und finanziellen Gründen beseitigt werden. Die Qualitäten des Raumes, vor allem seine Klarheit und die schöne Holzdecke, konnten mit dem Neuzuschaffenden eine glückliche Verbindung eingehen. Unser Ziel war der freundliche Zusammenklang von Vorhandenem und Neuem. Der eintretende, betende und feiernde Besucher sollte einen Eindruck gewachsener Harmonie haben, als sei die Neueinrichtung von jeher Bestand des Raumes gewesen. Zu danken ist eine solche Lösung dem intensiven Studium und der Erfahrung großer, klassischer Kunst, denn mit der lebendigen und nicht nachahmerischen Auseinandersetzung mit der besten Kunst der Vergangenheit und der Liebe zu lateinischer, mittelmeerischer Klarheit können Werke von Ruhe und Schönheit entstehen, ohne deshalb spannungslos und historisierend zu sein.
       
     
       
      Die Liturgiereform hat vor allem die Stellung des Altares, den Ort der Wortverkündigung und der Taufe neu akzentuiert. Gefordert wird eine Gestaltung, die sowohl ihre Entsprechung in der Frühe der Kirche findet, als auch den neuen Gegebenheiten der Reform gerecht wird.
       
     
       
      Mitte und Herzstück einer Kirche ist der Altar. Er ist der Ort der Lobpreisung und Danksagung, der Erinnerung an die Heilstaten Gottes in Jesus Christus und der Tisch der Gemeinde für das Herrenmahl. Somit ist der Platz für den Altar inmitten der Gemeinde, oder doch - wie in Schaffhausen, da ein Ort vorgegeben war - an hervorragender Stelle in Nähe und Ansicht der Gemeinde.
       

 

       
      Aus der Festschrift von 1994:
       
      Renovierung und Umgestaltung der Pfarrkirche
      Um die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen, wurde am 17. April 1988 auf Anregung von Pastor Peter Frey ein Förderkreis gegründet. Das ausschließliche Ziel dieses Vereins war und ist, die Renovierung der Pfarrkirche zu unterstützen. Da der Förderkreis auf Anhieb ca. 250 Mitglieder hatte, und die Idee eines Kirchenkonzerts und eines Weihnachtsmarktes schnell Gestalt annahmen, konnte man zügig an die Planung zur Renovierung der Pfarrkirche gehen.
       
      Als Architekt wählte der Kirchenverwaltungsrat Herrn Günter Schneider aus Bous. Die Bautragung des Architekten erfolgte in Übereinstimmung mit dem Bauamt des Bistums, wo Herr Schneider durch seine Arbeit an anderen Kirchen bereits einen guten Ruf hatte.
       
      Für die Innenrenovierung wurden drei Anforderungen gestellt.
       
      1. Der Altar sollte eine größere Nahe zur Gemeinde erhalten. Bis jetzt war der Altar sechs Stufen über der Gemeinde im Chorraum platziert.  
      2. Alle Gegenstände die der Saarbrücker Künstler Ernst Alt geschaffen hatte, sollten erhalten bleiben.  
      3. Die ursprünglichen Bilder der Kirche sollten wieder ihre ursprüngliche Farbgestaltung erhalten.  
       
      Aus Kostengründen konnte im Bereich des Altarraumes nur eine kleine Lösung gewählt werden. Diese sah so aus, dass der Chorraum baulich erhalten blieb, und eine Altarinsel davor gesetzt wurde. Dadurch wurde der Altar jetzt auch optisch der Mittelpunkt der Kirche.
       
     
      Die Altarinsel wird neu gebaut
      Wiederhergestellt werden konnten nur die beiden Seitenbilder – links: Maria die Himmelskönigin und Schlangenzertreterin – rechts: Tobias auf der Wanderung mit dem Erzengel Raphael. Nicht mehr zu retten war das mittlere Bild, das Christus als König zeigte. Es wurde durch ein großes Chorfenster ersetzt.
Die Restaurierung der Seitenbilder erfolgte durch die Tholeyer Künstlerfamilie Mrziglod.
       
     
      Fleißige Helfer bei der Freilegung der Wandbilder
      Problematisch bei der Renovierung erwies sich der Anstrich. 1968 hatte die Kirche einen in grau gehaltenen Dispersionsanstrich erhalten. Dieser schloss das Mauerwerk luftdicht ab, wodurch sich zahlreiche Verputzschäden ergaben. An das Entfernen dieses Dispersionsanstriches mittels Dampfstrahl denkt niemand der Beteiligten gerne zurück. Wochenlang war unsere Kirche nass und schmutzig. Anschließend musste der stark beschädigte Verputz eine neu Oberschicht erhalten, bevor die eigentlichen Malerarbeiten, diesmal mit Mineralfarbe und in dem ursprünglichen Beigeton erfolgen konnte. Die dunkle Kassettendecke wurde lasierend gestrichen, wobei die Innenfelder einen lasierenden Weißton erhielten.
       
      Für die Gemeinde nicht sichtbar, aber doch ein Anliegen, war der Tabernakel. Die im Stil einer Granatapfelblüte gestaltete Tabernakelstele zeigt im vorderen Relief das Mahl bei Abraham, umgeben von 12 Engeln.
      Leider befand sich die Tabernaelöffnung hinter der Tabernakelstele. Sie bestand aus einem einfachen mit beiger Farbe gestrichenen Stahlschrank.
      Durch eine bedeutende Spende konnte auch der eigentliche Tabernakel nun neu gemacht werden. Er ist jetzt aus Bronze und zeigt im Relief den reichen Fischfang. Dazu hatte sich der Kirchenverwaltungsrat entschlossen, nachdem es keine Möglichkeit gab, die Öffnung nach vorne zu machen, ohne dabei das Abraham-Relief zu beschädigen.
       
     
      Tabernakeltür "Reicher Fischfang"
       
      Völlig erneuert wurden auch die elektrischen Leitungen und Schaltkästen, sowie die Lautsprecheranlage. Schließlich erhielten wir auch noch eine neue Kassettentür in Holz und Glas, die den Eingangsbereich vom Kirchenschiff trennt. Neue Buntglasfenster in der Sakristei, in welche ein altes Schutzengelbild eingearbeitet wurde, vervollständigten die Renovierungsarbeiten.
       
     
       Fenster der Sakristei
      Die Renovierungsarbeiten begannen am 9. April 1991. Für gut fünf Monate sollte das Pfarrheim nun auch Ort der Gottesdienste sein. Die Sterbeämter wurden in der Friedhofshalle gefeiert, Trauungen und Kindtaufen fanden in Werbeln statt. An zwei Samstagen waren wir Gast in der evangelischen Kirche Schaffhausen.
      Am 15. September fand mit ganz großer Beteiligung der Pfarrgemeinde der Festgottesdienst zur Wiedereröffnung der Pfarrkirche statt.
       

 

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